Globales Wirtschaftsethos
Kommentar, 8. Oktober 2009



Was will das Manifest für ein Globales Wirtschaftsethos?
Hans Küng
 
1. Dieses Manifest bietet nicht nur allgemein formale, moralische Regeln oder Forderungen wie »Verantwortung« oder »Gemeinwohl«, sondern inhaltlich bestimmte Werte und ethische Standards.
 
2. Diese Werte und Standards sind keine Erfindungen unserer Zeit, sondern stammen aus dem ethischen Erfahrungsschatz der Menschheit, der sich angesammelt hat, seit der Mensch, aus dem Tierreich aufsteigend, lernen musste, sich menschlich zu benehmen (zum Beispiel nicht andere Menschen zu töten, wie er Tiere töten darf: Tötungsverbot).
 
3. Diese Werte und Standards haben somit die Autorität der großen religiösen und ethischen Traditionen der Menschheit hinter sich, wie sie sich in zahllosen Zeugnissen der verschiedenen Kulturen im Lauf der Jahrhunderte niedergeschlagen haben.
 
4. Sie sind deshalb auch nicht regional oder national beschränkt, sondern bei aller kulturellen Bedingtheit universal. In allen Kulturen waren die Menschen nämlich daran interessiert, das Leben, das Eigentum, die Ehre und die Geschlechtlichkeit unter einen besonderen Schutz zu stellen. Insofern sind die Werte und Normen Gewaltlosigkeit und Achtung vor dem Leben, Gerechtigkeit und Solidarität, Wahrhaftigkeit und Toleranz, gegenseitige Achtung und Partnerschaft nicht willkürlich gewählt, sondern in zentralen Lebensbereichen strukturell begründet.
 
5. Das allen diesen Werten und Normen zugrundeliegende Grundprinzip ist das Bemühen um Menschlichkeit, um Humanität, das in der Goldenen Regel der Gegenseitigkeit eine entscheidende Konkretisierung erfahren hat.
 
6. Dieses Manifest ist kein Gesetz, das mit Sanktionen durchgesetzt werden soll, sondern ein Appell zur Selbstverpflichtung, der freilich den Sanktionen des Gewissens unterliegt.
 
7. Dieser Appell richtet sich nicht nur an Wirtschaftsführer, Unternehmer und Investoren, sondern auch an Kreditgeber, Mitarbeiter, Konsumenten und die jeweiligen Interessenverbände in allen Ländern der Welt. Damit richtet er sich auch an die politischen und staatlichen sowie internationalen Organisationen und Institutionen, die allesamt eine wesentliche Verantwortung für die Herausbildung und Umsetzung eines solchen globalen Wirtschaftsethos haben.
 
8. Das Manifest für »Global Economic Ethic« versteht sich als Unterstützung aller gegenwärtigen Bemühungen um globale moralische Standards, insbesondere des UN Global Compact, vom Blickwinkel der Ethik aus:
• Die Forderung des Global Compact nach Respektierung und Unterstützung der Menschenrechte setzt das Prinzip Humanität voraus, das sich auf Rechte und Pflichten bezieht.
• Die Annahme von verantwortungsvollen Arbeitsstandards setzt eine grundlegende Einstellung zur Gerechtigkeit und Fairness sowie den ethischen Willen zu einer gerechten Wirtschaftsordnung voraus.
• Der Schutz der Umwelt entsprechend dem Vorsorgeprinzip setzt die Ehrfurcht vor allem Leben, auch dem der Tiere und Pflanzen, voraus.
• Der Kampf gegen Korruption in all ihren Formen setzt den Willen zu Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit voraus.

© Global Ethic Foundation Tuebingen / Stiftung Weltethos Tübingen
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